Anfang des 18. Jahrhunderts durften die Sklaven in New York und England einen „König“ wählen und bekamen deshalb an Pfingsten mehrere Tage frei. Nach der Wahl begann das allgemeine Fest mit Spielen, Ringkämpfen, Liedern und vor allem mit Tänzen. Diese Pfingsttänze wurden nach dem holländischen Wort „Pinkster“ Dances genannt. Das Wort „Jazzdance“ tauchte zum ersten Mal 1917 in einer Tanz- und Musik-Suite von W. Benton Overstreet auf: „The Jazz Dance, Song and Foxtrott“.
In Nordamerika war eine Mischung mit anderen Fremdkulturen erforderlich, bis schliesslich der Jazz geboren wurde. Es waren die Musik und der Tanz der schwarzen Sklaven aus Afrika, vermischt mit alteuropäischen Trällerliedchen, die Amerikas Jazzmusik hervorbrachte. So entstand im 20. Jahrhundert der Jazz als neuer Tanzstil in den USA. Er übte eine starke Wirkung auf den Bühnentanz aus und wurde so ein modernes Gegenstück zu den europäischen Volkstänzen.
Für uns Europäer war der Tanz rhythmische Fortbewegung des Körpers im Raum, der mit Schritten und Sprüngen gestaltet und durchmessen wurde. Deshalb bewegten alle europäischen Tanzarten und Tanzstile vor allem die Beine. Der Jazzdance dagegen ist ganz anders: Die Technik der Isolation macht unter anderem seine Faszination aus. Die Beine dienen nicht mehr nur der Fortbewegung im Raum. Die Fusstechnik des Jazztanzes stammt vor allem aus dem Sudan und aus Westafrika. Doch der Tanz ist mehr als nur Bein- und Fussbewegung; er ist ein totaler Tanz, bei dem kein Körperglied inaktiv bleiben darf. Die starke Betonung der Hüftbewegung hat der Jazzdance aus den in Nordamerika verbreiteten Congo-Tänzen übernommen. Jazztanz vom arabischen „Jatba“ = entzückt, abgeleitet, bezeichnet auf den Tanz bezogen eine Mischung aus afrikanischem und afroamerikanischem Modern Dance und klassischem Tanz. Die typischen Merkmale des Jazzdances sind Isolation, Polyzentrik und Relaxation.
Da der Jazztanz eine Ausdrucksform ist, deren Merkmal es ist, keine festgelegte Form zu haben, erklärt sich daraus auch die Offenheit für andere Stile. Der Jazztanz integriert alle Einflüsse von Folklore über Klassik bis zu Sport oder Akrobatik problemlos, da er selber aus verschiedenen Stilen und Kulturen entstanden ist. Bis etwa 1954 war der Jazztanz eine Tanzform der Musicals, des Tonfilms und ein Gesellschaftstanz.